Wir alle wissen, wie wichtig es ist, beim Übergang von der Trockenstehzeit zur neuen Laktation Calciummangelzustände zu vermeiden.

Vor einigen Jahren hatten wir im Betrieb Probleme mit festliegenden Kühen, haben viel ausprobiert und sind dann bei einer zweiphasigen Trockensteherfütterung mit dem Einsatz Saurer Salze in der Close-Up Periode geblieben. Dies funktioniert recht gut, aber ein wenig Nachbesserungsbedarf bleibt.Manchmal gibt es Kühe, die nach dem Kalben sehr nervös sind, es bleiben Nachgeburten hängen oder die Ohren sind nicht so warm, wie man es gerne hätte. Und hin und wieder liegt doch wieder eine Kuh fest. Wenn es zu viele sind, ist es an der Zeit, den DCAB der Ration zu kontrollieren, aber meistens sind es Einzeltiere. Also greift man zu Calciumboli oder subkutanen Calciumgaben, besonders, wenn die Kühe etwas älter sind, obwohl die Boli teuer sind und die Vorbereitungsfütterung im Prinzip ja funktioniert.

Da wir seit einigen Jahren mit Sensoren ( Cowmanager) arbeiten, bin ich dazu übergegangen, bei frischgekalbten Kühen den Temperaturverlauf zu prüfen und fand die Ergebnisse spannend. Es gibt, nahezu unabhängig vom Alter, Kühe, die überhaupt nicht reagieren. Manche Kühe sinken kurz ab, fangen sich aber wieder. Dieses Absinken passiert meist im Bereich von einem Tag vor der Geburt bis zu vier Tagen pp. Bei festliegenden Kühen ist die Kurve meistens unten, aber es gibt Ausnahmen.

Ich zeige euch einmal, wie das aussieht:

Die schwarze Kurve gehört zum Tier, die rote Kurve sind alle anderen mit Sensoren ausgestatteten Tiere der gleichen Gruppe.

Temperaturkurve 1 - Tiernummer 25

Diese Kuh, die Nummer 25 zu Beginn ihrer 3. Laktation, war kein Festlieger, hatte aber kalte Ohren.

Eine zwei Jahre ältere Kuh ist dagegen ganz ohne Ausschlag der Temperaturkurve durch die Abkalbung gekommen:

Temperaturkurve 2 - Tiernummer 9396

Und da wir seit dem Sommer auch ein Calciummessgerät besitzen (Horiba LAQUAtwin Ca-11C), habe ich die Temperaturkurven mit den Messergebnissen verglichen. Bei der 25 lag der Messwert bei 0,8 mmol/l, ich habe das Blut einige Stunden nach der Abkalbung genommen, morgens bei der Frischmelkerkontrolle, da war die Kurve schon fast wieder oben. Die 9396 lag am ersten Tag nach der Kalbung bei 1,1mmol/L, das ist in Ordnung.

Es gibt einen Artikel im Journal of Dairy Science über die Validierung dieses mobilen Gerätes (Neves et.al, im Februarheft von 2018), dort habe ich auch die Grenzwerte gefunden. Für Milchkühe sind Werte zwischen 0,95 und 1,31 mmol/l im Blut wohl normal (Lincoln and Lane, 1990), dabei handelt es sich übrigens um die ionisierte Calciumform.

Ich habe im September über einige Tage alle Kühe ab dem 4. Kalb geprobt, die Älteste ist in die 7. Laktation gestartet, alle Kühe lagen über 1mmol/L Und dann war da eine Zweitkalbskuh, kein Festlieger, aber sie hat schlecht gefressen und die Temperaturkurve ist abgesunken:

Temperaturkurve 3 - Tiernummer 2174

Gemessen habe ich hier 0,8 mmol/l.

Mittlerweile habe ich ungefähr 50 Datensätze zusammen. Nicht immer stimmen die Temperaturkurven so schön mit den Messergebnissen überein, aber für den Stallgebrauch erscheinen mir die Temperaturverläufe ausreichend als schnelles Diagnosetool.  Und es zeigt sehr schön den Verlauf über die Zeit. Wenn man ohnehin mit Sensoren arbeitet, ist es kaum zusätzlicher Aufwand, auch am Tag 3 oder 4 nach dem Kalben noch einmal nach der Temperatur zu schauen.

Im Vergleich zu den Kurven sind die Messergebnisse aus dem Blut eher punktuell, aber gut für konkrete Behandlungsentscheidungen, vor allen Dingen, wenn man den Verdacht hat, dass kein Calciummangel vorliegt. Die vom Ohrsensor gemessene Temperatur sinkt ja auch bei starken Blutverlusten und vor allem bei schweren Coli-Mastitiden.

Im Alltag im Stall bei der Frischabkalberkontrolle gehe ich mittlerweile so vor, dass ich mir kurz das Tier anschaue, bei Fieber messen gleichzeitig die Hauttemperatur prüfe, einen Blick auf die Sensordaten werfe und danach über zusätzliche Calciumgaben entscheide. Die Messung im Blut ist dann eher zusätzlich, gibt Sicherheit, ist aber auch aufwändiger, weil das Gerät regelmäßig kalibriert werden muss. Mich würde sehr interessieren, ob jemand ähnlich vorgeht und welche Erfahrungen ihr gesammelt habt, sowohl mit Sensoren als auch mit dem Horibagerät.